Tumor ist wenn man trotzdem lacht!
Rainer Lange
Ich war voll und ganz mit meinem Verlag beschäftigt, als ich die Diagnose "Gehirntumor" in Form eines MRT's bekam. Ich hatte gar keine Zeit, dies klar zu realisieren und dachte an ein Versehen. Doch die Möglichkeit, dass es ernst sein könnte, habe ich überhaupt nicht in Betracht gezogen.
Als es dann jedoch feststand, dass es kein Versehen war und ich ganz schnell operiert werden mußte, da der Tumor inzwischen sehr groß war, hat mich das auch noch nicht weiter beunruhigt. Ich hatte nur Bedenken, meine Verlagsarbeit nicht mehr zu schaffen. Als mein Arzt mir jedoch sagte ich würde in 7 - 10 Tagen wieder an meinem Schreibtisch sitzen, stimmte ich zu - wenn auch etwas widerwillig. Andererseits hatte ich überhaupt keine Wahl. Der Tumor mußte einfach raus!
So ging ich voller Zuversicht ins Krankenhaus und wurde operiert. Anschließend bekam ich eine Meningitis, eine Hirnhautentzündung und eine Lungenentzündung. Ich lag 3 Wochen lang im künstlichen Koma. Was ich im Koma erlebte, wünsche ich nicht meinem größten Feind. Es war so sehr schlimm. Realer als die Realität!
Ich war fast klinisch tot. Meine Verwandten kamen ins Krankenhaus, um mich ein letztes Mal zu sehen. Ich habe parallel im Koma, in meiner Realität, meinen Tod erlebt!
Entgegen der Erwartung der Ärzte bin ich dann doch nicht gestorben und wieder aufgewacht. Allerdings konnte ich nicht mehr laufen! Ich war halbseitig gelähmt, konnte auf einem Ohr nicht mehr hören und mit einem Auge nicht mehr sehen! Es gelang mir nur, unverständliche Worte aus meinem Mund zu bekommen und sah wie ein Monster aus. Mein rechtes Auge hing unten und mein Gesicht war ganz schief. Ich wurde dann in ein anderes Krankenhaus verlegt und lag rund ein dreiviertel Jahr lang in den verschiedenen Krankenhäusern!
Nur durch eine List konnte ich entlassen werden, da man mich auf Grund der Lähmung nicht entlassen wollte. Ich saß bis dahin im Rollstuhl und lernte später das Gehen mit einem Gehwagen, genannt "Rollator". Ebenso erlernte ich mühsam das Sprechen wieder. Es war zwar nur schlecht verständlich aber immerhin!
Dieser Zustand hielt ein weiteres Jahr an. Dann lernte ich ganz langsam und "torkelig" zu gehen, da mein Gleichgewichtsnerv durch die OP ja zerstört worden war. Infolge der halbseitigen Lähmung konnte ich ein Auge nicht mehr schließen. So wurde meine Horhaut im Auge immer wieder trocken und rissig und sie mußte einige Male in Form von aufwendigen OP's erneuert werden. Insgesamt wurde ich im Laufe von 4 Jahren, halten Sie sich fest, 15 Mal operiert!!!
Jedoch waren sämtliche Versuche, mein Auge durch Hornhauttransplantationen zu retten, vergeblich. Da es mir auch zu starke Schmerzen bereitete und ich vom dauernden Salben die Nase voll hatte, ließ ich es herausnehmen um endlich Ruhe zu haben!
Ich habe in dieser Zeit sämtliche Gefühlsstimmungen durchlaufen und es ist mir zuletzt gelungen, mich mit meinem Schicksal zu arrangieren. Ich bin jetzt sogar sehr zufrieden und betrachte meinen jetzigen Zustand sogar als Gewinn!
Es kann mich heute fast nichts mehr aufregen oder sonst wie aus der Reserve locken, sondern ich sehe ganz gelassen dem morgigen Tag entgegen.
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