Einblick – Ausblick – Durchblick...
Susanne Bauschke
In dieser Frauenanthologie widmen sich acht Kärntner Autorinnen teils berührenden, teils provokanten Themen.Irgendwo im Nirgendwo (Karin Varch)Eine Geschichte, die betroffen macht: Angelika pflegt ihren demenzkranken Vater bis zur Selbstaufgabe. Aller sozialer Kontakte verlustig gegangen, ist sie seinen krankheitsbedingten Gemütsschwankungen ausgeliefert. Als sie ein Tagebuch findet, in dem ihr Vater sein zunehmendes Abdriften in das geistige Grau dokumentiert, erkennt sie, wie sehr ihr Schicksal an das seine gekettet ist.Simone Briese-Baetke Die Amazone auf ihrem ewigen Thron (Barbara Logar)Die junge, intelligente und aufstrebende deutsche Landwirtin Simone Briese-Baetke verliert durch eine plötzliche Krankheit, die sie auf ewig an den Rollstuhl fesselt, ihr gesamtes bisheriges Leben. In ihrer schwärzesten Stunde findet sie Trost im Fechtsport und steigt bald zur Weltelite der Rollstuhl-Fechterinnen auf. Dieser biografische Abriss soll allen Frauen Mut machen, die sich in ähnlichen, scheinbar ausweglosen Situationen befinden.Fremdkörper (Christine Ullreich)Die agile Mittfünfzigerin Elena fällt aus allen Wolken: Ein lange ignorierter Fußschmerz hat so gravierende Ursachen, dass sie sich für mehrere Monate einen Rollstuhl anschaffen muss. So zum Sitzen gezwungen, frönt sie ihrer alten Leidenschaft, dem Schreiben. Als bald darauf ihr Gedichtband veröffentlicht werden soll, findet ihre Verlegerin Elenas Texte bereits im Internet vor, veröffentlicht unter einem fremden Namen. Bald stellt sich heraus, dass Elena überwacht wird und das ist noch nicht einmal das Schlimmste!Die Daumenlutscherin (Waltraud Merl)Mehr lyrisch als prosaisch schildert die Autorin das Leben einer nun alten Frau im Rückblick. Berührend und schrecklich ist die Erkenntnis, dass die Frau der Tristesse ihrer Jugend, ihrer Ehe und ihres nunmehrigen Alters nie mehr entgegenzusetzen hatte als ein Ritual, mit dem sie sich bereits als Kind Trost verschafft hatte: das Daumenlutschen.Das Brahms-Mahler-Goethe-Shakespeare-Jahr (Susanna Lawson)Die Autorin listet exemplarisch die Gedenkjahre großer Männer der Kulturgeschichte auf. Ironisch, witzig und gnadenlos, wenn auch nicht ohne Respekt vor den Leistungen dieser Männer, stellt sie die Frage, wo diese ohne die sie unterstützenden Frauen abgeblieben wären und wann denn erstmals ein Gedenkjahr für eine große Frau abgehalten werde.Ein weißes Kleid (Katharina Springer)Annemarie betritt zum ersten Mal seit sechsundzwanzig Jahren den Arbeiter-Wohnblock, in dem sie aufgewachsen ist. Grund hierfür ist der nunmehrige Tod ihrer Mutter, mit der sie seit damals kein Wort mehr gewechselt hatte. Etappenweise Rückblicke breiten das Drama von Annemaries Leben aus, das nicht ohne Wirkung auf ihr soziales Umfeld blieb.Himmel, wer braucht schon Mathematik? (Annelies Liengitz)Eine Förderlehrerin für Volksschüler mit spezifischen Lernschwächen erzählt ihren interessantesten Fall: Manuel, ein aufgeweckter Neunjähriger mit Problemen in Mathematik, bringt sie an ihre Grenzen, indem er mit entwaffnender Logik argumentiert, dass die Rechenaufgaben im Unterricht realitätsfern seien und dass er die Mathematik nie im Leben brauchen werde.Wenn die Luft ausgeht (Susanne Bauschke)Dass die Ehe ihrer Tochter Brigitte vor dem Aus steht, weiß Mutter Anita bereits Monate vorher. Doch Brigitte will die Warnungen ihrer Mutter, eine alte Kämpferin für Frauenrechte, nicht wahr haben. Als es schließlich soweit ist, verzichtet Brigitte auf viele ihrer Rechte, um die schmutzige Scheidung abzukürzen und arbeitet fortan quasi rund um die Uhr, um sich, ihre Kinder und ihre altersschwache Großmutter durchzubringen. Der Aufforderung ihrer Mutter, für ihre Rechte einzutreten, hält Brigitte ihre mangelnde zeitliche Verfügbarkeit entgegen. Doch die Kämpferin in Anita ist noch nicht tot!
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