Coming-of-Age. 10 Romanempfehlungen
Das Genre des Bildungsromans erfährt derzeit eine neue Blüte. Wir empfehlen die sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene interessantesten Romane
Seit seinen Anfängen im späten 18. Jahrhundert hat der sogenannte Bildungsroman (auch Adoleszenzroman oder Coming of Age – Roman) nichts an seiner Anziehungskraft für Schriftsteller und Leser eingebüßt. Dabei ist im Laufe der Zeit das Bild des ästhetisch-empfindsamen Jugendlichen abgelöst worden von Tristesse und Hang zur Komik. Komplizierte familiäre Hintergründe, enge Freundschaften, Unangepasstheit und oft auch sexuelle Initiation sind die Haupterfahrung der jungen Protagonisten, deren innerer Reifungsprozess sie dennoch über sich hinaus wachsen lässt. Dabei sind es nicht notgedrungen Jugendbücher, auch wenn sie über die Adoleszenz schreiben.
Neben den Klassikern des Genres, die man unbedingt gelesen haben sollte, haben wir aus unserem weitreichenden Katalog diejenigen aktuellen Bücher für Sie ausgewählt, die komplexe Fragen stellen und somit die Erfahrung des Erwachsenwerdens nicht verharmlosen. Was nicht bedeutet, dass Sie nicht ein riesen Lesegenuss für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen seien. Viel Spaß beim Stöbern!
- Komm mir nicht zu nah, Erna Sassen
Was mache ich, wenn ein Freund, eine Freundin, der Bruder oder die Schwester massive psychische Probleme hat? Zwei Schwestern, zwei Lebenswelten. Während Marjolein mitten im Leben steht muss sie erleben, wie das Leben ihrer fragilen kleinen Schwester immer mehr aus den Fugen gerät. Dieses intensive, dramatische und lebensnahe Buch wirkt noch lange nach.
2. Schlafes Bruder, Robert Schneider
Dieser klassische Bildungsroman, der zum internationalen Bestseller wurde, erzählt die unheilvolle Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder in einem kleinen vorarlbergischen Dorf. Ein Stück Weltliteratur um die Fragen von Kunst und Genie, Liebe und die Abgründe des Daseins.
3. Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe, Christian Frascella
Die Geschichte eines Einzelgängers und Wichtigtuers, liebevoll, charmant und großartig humorvoll erzählt. Eine Figur, die in ihrer Tragikomik zu Herzen geht und die sich im Laufe des Textes immer mehr den Respekt des Lesers erwirbt: als jemand, der mit unerschütterlicher Naivität und großem Herzen niemals aufgibt.
4. Battle, Maja Lunde
Amelie hat alles: eine Clique, einen netten Freund, Geld, großes Talent als Tänzerin und dazu Fleiß und Ehrgeiz. Doch der Konkurs ihres Vaters lässt ihre Welt plötzlich einstürzen und mit einem Mal ist ihr Leben kompliziert, konfus, kaputt. Arm und Reich, Ausgrenzung und Integration, Zusammenbruch und Neubeginn – „Battle“ steckt voller vielversprechender Gegensätze.
5. Brief an den Vater, Franz Kafka
1919 schrieb Franz Kafka einen rund 100 Seiten langen Brief an seinen Vater Hermann, den er jedoch nie abschickte. Diese Abrechnung Kafkas mit seinem übermächtigen Vater gilt als eines der wichtigsten Zeugnisse zum Verständnis von Kafkas Leben und Werk und gehört zu den Standardtexten der deutschen Literatur.
6. Wo Licht ist, Sarah Moss
Die Geschichte einer klugen, sensiblen Frau, die sich sich im Zeitalter der Industrialisierung in England auf der Suche nach Bildung und Liebe von ihrem Elternhaus befreien muss.
7. Nachts die Schatten, Helwig Arenz
Georg, ein empfindsamer Junge, wächst zwischen Kai und Torsten, zwei starken älteren Brüdern auf. Sie bieten ihm Halt und Sicherheit, bringen ihn aber auch immer wieder in bedrohliche Situationen. Ein eindrücklicher Roman, der von Einsamkeit und der Tragik verpasster Gelegenheiten, aber auch von erster Liebe, feiner Wahrnehmung und dem Mut zur Innenschau erzählt.
8. Wir waren hier, Nana Rademacher
Berlin im Jahr 2039: Die Stadt liegt in Trümmern, das öffentliche Leben ist längst zusammengebrochen. Für die überlebenden Menschen geht es um die nackte Existenz. Mittendrin die 15-jährige Anna, die um ihren Platz im Leben und um eine hoffnungsvollere Welt kämpft.
9. Banküberfall, Berghütte oder ans Ende der Welt, Nikita Afanasjew
Der Maler Jakob Ziegler hat die dreißig überschritten . Er tummelt sich in der großen Berliner Szene der sogenannten Kreativen, und tut damit zwar niemandem weh aber Sinn ergibt das Ganze auch nicht. Da erhält er einen Brief, den er sich selber vor Jahren zum Geburtstag geschrieben hat. Wie geht es nun weiter?
10. Der Nachsommer, Adalbert Stifter
Zum Abschluss noch ein Bildungsroman par excellence: Adalbert Stifters Nachsommer wurde schon zeit seines Erscheinen Langeweile vorgeworfen. Tatächlich geschieht kaum eine Handlung. Stattdessen geht es um die Entfaltung eines idealen Lebens und um die Frage, wie durch Bildung Menschen zu einer solchen idealen Lebensform gebracht werden können. Diese Grundidee macht den Roman auch heute noch interessant, nicht nur für Abiturienten und Germanisten.